Text und Bilder: Prof. Kirner
|
Während der Zeit des Nationalsozialismus wurden hier unter dem Tarn-Namen "Kinder- und Jugendfürsorgeanstalt Am Spiegelgrund" systematisch Kinder gequält und getötet, die vom NS-Regime als „arbeitsunfähig“ befunden wurden.
Es gab hier drei Gruppen von Opfern, an die wir erinnern wollten:
Erstens die etwa 800 behinderten Kinder, die hier oft bereits als Babys aufgenommen, geprüft und schließlich ermordet wurden – meist durch bewusstes „Krankmachen“ durch das medizinische Personal. Die Historikerin Waltraud Häupl, deren kleine Schwester eines von der Opfer war, hat ihre Geschichten in gesammelten Akten dokumentiert, aus denen wir ein paar vorlasen.
Die zweite Opfergruppe wurde zwar in geringerer Zahl ermordet, dafür aber umso länger gequält: Jene Kinder und Jugendlichen, die von den Nazis als „erbkrank“ bezeichnet, oder deren Familien als „asozial“ eingestuft wurden. Für diese Kinder war der Spiegelgrund ein Gefängnis. Eines von ihnen war Alois Kaufmann, er war hier von 1943 bis 45 eingesperrt. Auch aus seinen Lebenserinnerungen wurden ein paar Auszüge vorgelesen.
Die dritte, und oft vergessene, Gruppe sind die Familien der eingesperrten Kinder. Teilweise haben sich Eltern sogar bewusst darum bemüht, dass ihr Kind auf den Spiegelgrund kommt – in dem Glauben, dass die Ärzt*innen und Pfleger*innen ihm bestmöglich helfen werden. Das Gegenteil war jedoch der Fall. Die Nazis wollten „unwertes Leben“, wie sie es nannten, aussondern – sogar, wenn deren Familien „Deutsche“ waren.
Die ausgewählten Geschichten, welche die Schüler*innen der 8A und 8C des Goethe-Gymnasiums vorlasen, standen stellvertretend für all jene, die hier gelitten haben. Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner hielt eine emotionale Rede und der Chor „Via Lentia“ sang zwischen den Redebeiträgen Lieder, die allen Anwesenden sehr nahe gingen.
Es war eine berührende Veranstaltung unter dem Motto: „Niemals vergessen!“