Gedenkveranstaltung für die Opfer des Spiegelgrunds

Text und Fotos: Prof. Kirner

Ende November 2023 fand die jährliche Gedenkveranstaltung für die Opfer des Spiegelgrunds unter Beteiligung der Bezirksleitung Penzing, des Gymnasiums Linzerstraße und unserer Schule statt.

 

Am Gelände des Klinikums Penzing wurden während der Zeit des Nationalsozialismus unter dem Tarn-Namen "Kinder- und Jugendfürsorgeanstalt 'Am Spiegelgrund'" systematisch Kinder getötet, die vom NS-Regime als „für den Arbeitsdienst ungeeignet“ befunden wurden. In der wahnsinnigen Ideologie des Nationalsozialismus hatten Menschen mit Behinderung oder speziellem Förderbedarf kein Recht auf Leben – insgesamt etwa 780 Kinder und Jugendliche wurden am Spiegelgrund in diesen Jahren ermordet, hunderte andere überlebten schwer traumatisiert diese schreckliche Zeit.

Jedes Jahr im November findet deshalb eine Gedenkveranstaltung statt – eine Kooperation der Bezirksleitung Penzing mit dem Goethe-Gymnasium und dem Gymnasium Linzerstraße.

Im Beitrag des Goethe-Gymnasiums zu dieser Gedenkveranstaltung beschäftigen wir uns normalerweise stets mit Auszügen aus Waltraud Häupls Sammlung an Akten von den ermordeten Kindern des Spiegelgrunds. Dabei geht es uns immer darum, „den Kindern ihre Namen zurückzugeben“ und einen kleinen Teil ihrer Geschichten zu erzählen.

Heuer war unser Zugang ein etwas anderer.

Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner stellte uns vor einigen Monaten ein Buch zur Verfügung, das uns sehr berührt hat.

Es handelt sich dabei um die Erinnerungen von Alois Kaufmann , der am Spiegelgrund inhaftiert war und der diese Zeit überlebt hat. Zwei Jahre seiner Kindheit – von Sommer 1943 bis April 1945 – verbrachte Kaufmann am Spiegelgrund. Jahrzehnte später verarbeitete er seine Erinnerungen in Texten und Gedichten. Es sind Erinnerungen vom Eingesperrtsein, von Erniedrigungen und von dem Terror durch das Nazi-Personal – aber auch von Freundschaft und der Sehnsucht nach Freiheit.

Schüler*innen der 8A des Goethe-Gymnasiums lasen einige Auszüge aus diesen poetischen Texten vor. Bezirksvorsteherin Michaela Schüchner hielt eine berührende Rede und der Chor „Via Lentia“ sang dazwischen Lieder, die allen Anwesenden nahe gingen. Insbesondere die Witwe des verstorbenen Herrn Kaufmann, unser Direktor Hubert Kopeszki und die anwesenden Schulklassen aus dem Goethe-Gymnasium und der Linzerstraße, zeigten sich tief gerührt.

Am Ende lud Bezirksvorsteherin Schüchner noch zu einem gemeinsamen Spaziergang zu dem Mahnmal ein, welches auf den Tag genau vor genau 20 Jahren eröffnet worden war und dessen hunderte Licht-Stelen an die Opfer vom Spiegelgrund erinnern sollen. ​