Bilder Yasmin 7D, Gideon 7.B, Text: Prof. Dr. Kulnigg
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SchülerInnen der 7.B, 7.D und 8.A bereiten im Rahmen des Projektes „Rohstoffe und ihre Endlichkeit – The Future We Want“ eine eigene Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien (NHM) im Mai bzw. Juni 2014 vor. Dafür besuchten sie im Naturhistorischen Museum eine spezielle Schreibwerkstatt für Museumstexte!
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Das Museum gehört zu den zehn größten Naturhistorischen Museen der Welt und hat etwa 500 000 BesucherInnen pro Jahr.
Um den damit verbundenen speziellen Anforderungen gerecht zu werden, hatten die SchülerInnen der Projektklassen an drei Mittwoch-Vormittagen im Oktober Gelegenheit im Naturhistorischen Museum an einer Schreibwerkstatt teilzunehmen, wo sie ausführliche Informationen und Vorschläge zur Gestaltung des Ausstellungsparcours im Hinblick auf „Fahnen“ und den Ausstellungskatalog erhielten.
 
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Nach einem kurzen Brainstorming zum Thema, bei dem unsere SchülerInnen ihre Vorstellungen einbringen konnten, verdeutlichten die Museumspädagoginnen, Frau Mag. Ott und Frau Mag. Schmid, welche besonderen Kriterien Museumstexte zu erfüllen hätten. Sie meinten, BesucherInnen kämen primär ins Museum, um sich zu unterhalten und erst sekundär, um sich zu bilden. Demnach müsse eine Ausstellung, nach Univ.Prof. Dr. Köberl, dem Generaldirektor des NHMs, in erster Linie „schön“ und erst in zweiter Linie „gescheit“ sein. Ein Museum wäre kein begehbares Schulbuch. Die durchschnittliche Verweildauer vor Objekten mit Text würde nur 20-40 Sekunden betragen. Museumstexte würden daher leider oftmals nicht gelesen, nur die Ausstellungsobjekte betrachtet werden. Texte würden nur auffallen, falls sie störten. Dennoch wären Texte ein wichtiges Informationsmedium.
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Gemäß den beiden MuseumsexpertInnen wäre somit beim Verfassen von Museumstexten folgendes unbedingt zu beachten (1):
  • Die Textmenge ist gering zu halten, - längere Texte würden nicht gelesen werden.
  • Die Texte sollten aufschlussreich, spannend, interessant sein und nachvollziehbare Argumente liefern. Es sollte nicht beschrieben werden, was „nicht“ zu sehen ist und nichts beschrieben werden was „ohnehin“ zu sehen ist. Alle Daten, Fakten und weiteren Inhalte müssten wissenschaftlich belegt sein und würden nur in Absprache mit WissenschaftlerInnen publiziert werden.
  • Das Zielpublikum - im NHM sind es vor allem Familien mit Kindern bis 15 Jahren - ist beim Verfassen von Texten unbedingt im Auge zu behalten. Der Erfahrungshintergrund der BesucherInnen sollte nach Möglichkeit einbezogen werden. Eventuelle Fragen im Text sollten wohl dosiert und nicht zu schulmeisterlich sein. Sie sollten an das Zielpublikum und nicht an eventuelle ExpertInnen gerichtet sein.
  • Überschriften sollten – wie Zeitungsüberschriften – Interesse wecken.
  • Der Stil sollte möglichst neutral sein, keine individuelle Stilfärbung aufweisen.
  • Die Satzstruktur sollte einfach sein. Auf Füllwörter und Tautologien ist zu verzichten.
  • Aktive Formulierungen sind passiven vorzuziehen, um die Passivität der BesucherInnen nicht noch zusätzlich zu verstärken und um Bilder im Kopf entstehen zu lassen.
  • Jede Textzeile sollte eine Sinneinheit ergeben. Jeder Absatz sollte für sich lesbar sein. Textebenen sollten hierarchisch angeordnet sein: Zunächst sollte ein „Einführungstext“ (ca. 20 Zeilen) einen Überblick vermitteln, danach ein „Bereichstext“, Detailinformationen zum Thema geben und schließlich ein „Objekttext“, Kurzinformationen zum Objekt anbieten.
  • Das grafische, einheitliche Erscheinungsbild, das Vertrauen schaffen soll, ist zu beachten.
(1) nach „Dawid, Evelyn; Schlesinger, Robert: Texte in Museen und Ausstellungen. Ein Praxisleitfaden. – Wien 2012. Transcript (3. Aufl.), WortStatt“

Alsdann gaben die MuseumsexpertInnen noch Tipps und Tricks zur Gestaltung einprägsamer Texte: Diesbezüglich wäre es hilfreich, z. B. Zwischenüberschriften als Fragen zu formulieren, Vergleiche anzustellen, Neues und Überraschendes mitzuteilen, Probleme aufzuzeigen, Neugier zu wecken und über einen hierarchischen Aufbau, Spannung zu erzeugen.
 
 
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Zum Abschluss der Schreibwerkstatt hatten die SchülerInnen noch Gelegenheit, unter den Millionen verschiedenen Ausstellungsobjekten, nach Vorschlägen der MuseumsexpertInnen, „ihr“ spezielles Objekt auszuwählen, zu fotografieren und Argumente zu sammeln, um sich mit ihren KollegInnen in der Projektgruppe schließlich auf ein bestimmtes Objekt zu einigen.
 
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Mit allen möglichen Informationen und Ratschlägen bestens versorgt, geht es nun in den nächsten Wochen wieder intensiv an die Projektarbeit. Eine sehr interessante und spannende Phase, in der vor allem Interviews mit WissenschaftlerInnen bzw. ExpertInnen geführt und ausgewertet werden, steht bevor.
OSTR. Mag Dr. Elisabeth Kulnigg (Projektleiterin Goethe-Gymnasium)